Großübung bei der R.E.T. REIFF Elastometertechnik

Großübung bei der R.E.T. REIFF Elastometertechnik

Freiwillige Feuerwehr Stadtmitte mit zwei Löschzüge und acht Fahrzeugen im Einsatz
Mit solchen Dimensionen bekommt es auch die Abteilung Freiwillige Feuerwehr Stadtmitte der Feuerwehr Reutlingen selten zu tun: Bei einer Großübung bei der Firma R.E.T. REIFF Elastometertechnik im Reutlinger Industriegebiet West waren die Feuerwehrleute voll gefordert.

Das Übungsszenario sah einen Brand im Lagerbereich vor. Rund 150 Mitarbeiter im Schichtbetrieb arbeiten in dem 2006 eingeweihten Komplex aus vier Produktions- und Lagerhallen sowie einem Verwaltungsbereich, der insgesamt rund 10 000 Quadratmeter umfasst. Nun ermöglichte die Firma der Reutlinger Wehr eine Einsatzübung auf dem Werkgelände - während der laufenden Produktion. Sogar eine Verrauchung mittels künstlichem Nebel wurde den Feuerwehrleuten ermöglicht, sodass im Logistikbereich des Werkes eine realistische Übungsatmosphäre geschaffen werden konnte - zum Teil konnten sich die Feuerwehrleute im Innenangriff nur mittels der Wärmebildkameras und entlang der Wände orientieren, so dicht war der Kunstnebel in der verdunkelten Halle.

Am Beginn des Einsatzes stand die Auslösung der Brandmeldeanlage des Fabrikgebäudes. Ein Einsatz also, wie er oftmals im Stadtgebiet eintrifft und normalerweise den Löschzug der Berufsfeuerwehr sowie die Abteilung Freiwillige Feuerwehr Stadtmitte in den Einsatz ruft. Alarme über Brandmeldeanlagen gehören zu den häufigsten Einsätzen für die Reutlinger Wehr - in den meisten Fällen handelt es sich aber glücklicher Weise nicht um tatsächliche Brände, sondern um technische Defekte an den Brandmeldeanlagen oder um sogenannte Täuschungsalarme, die etwa durch Bauarbeiten, Wassernebel oder auch mal verbrannten Toast ausgelöst werden. Im Übungsszenario stellte sich der Alarm als Brandeinsatz heraus - mehrere Personen wurden in der Lagerhalle vermisst, zwei Mitarbeiter hatten sich auf das Dach der Produktionshalle gerettet.

Der ersteintreffende Löschzug aus einem Einsatzleitwagen, zwei Löschgruppenfahrzeugen, dem Tanklöschfahrzeug und der Drehleiter der Abteilung Stadtmitte übernahm nun den Erstseinsatz und forderte umgehende weitere Kräfte nach, die in Form eines zweiten Löschzugs aus zwei Löschgruppenfahrzeugen kurze Zeit später eintraf. Mehrere Trupps unter schwerem Atemschutz gingen nun durch verschiedene Zugänge in den Innenangriff vor, durchsuchten die weit verzweigte Schlosserei und Lagerhalle und retteten mehrere Personen aus den verrauchten Bereichen. Über die Drehleiter wurden die Mitarbeiter vom Dach des Gebäudes gerettet. Durch die Rückmeldungen der Trupps im Innenangriff sowie mittels vorhandener Gebäudegrundrisse versuchten sich derweil die Gruppen- und Zugführer sowie Einsatzleiter Christian Wittel ein Bild der Lage zu machen. "Eigentlich bräuchten wir bei diesem Objekt im Realfall mindestens sechs Löschzüge", machte Wittel am Ende der Übung den Personalbedarf der Feuerwehr deutlich. Die Abteilung Stadtmitte war bei der Übung mit rund 40 Einsatzkräften und acht Fahrzeugen im Einsatz. Schnell zeigte sich etwa, dass die ersten Trupps mit ihrer Schlauchreserve an ihre Grenzen stießen - die Hallen waren einfach zu groß, die Dimensionen und der Schlauchbedarf von außen auf Anhieb nicht abzuschätzen. Lehrreich war die Großübung so in jedem Fall, so mussten die Trupps per Wärmebildkamera etwa auch einen Hubsteiger überprüfen, in dessen Korb sich Personen hätten aufhalten können.

Nach der Übung wurden die Feuerwehrleute durch die Firma R.E.T. mit einem Vesper und Getränken verköstigt. "Ich ziehe meinen Hut vor ihnen, ihr Einsatz ist nicht selbstverständlich und erfordert viel Herzblut", lobte Richard Miess , Produktionsleiter (Leitung Operations) bei R.E.T. Er kündigte zugleich an, der Feuerwehr das Firmenareal auch im kommenden Jahr für eine Übung zur Verfügung zu stellen. Dann könnte die Übung im übrigen noch realistischer über die Bühne gehen - so gab es am Dienstag-Abend bereits Überlegungen, die im Gebäude trocken vorgenommenen Schläuche mit Druckluft zu füllen. Dies vermeidet die Gefahr eines Wasserschadens, ermöglicht aber eine realistischeres Verhalten der durch die Trupps gezogenen Schläuche und deren Platzbedarfs.

Im Ernstfall würde die Feuerwehr Reutlingen auf deutlich mehr Kräfte zurückgreifen können: Insgesamt stehen im Ernstfall 70 Kräfte der Berufsfeuerwehr sowie rund 400 Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr im Stadtgebiet zur Verfügung. Bei einem realen Brandereignis in dem 10 000 Quadratmeter großen Areal würde etwa auch die Atemschutznotfalleinheit angefordert - dies sind Kräfte der Abteilungen Betzingen und Sondelfingen der Freiwilligen Feuerwehr, die sich auf die Rettung verunglückter Feuerwehrleute spezialisiert haben. Auch Messungen des Brandrauchs durch die Gefahrstoffeinheit - wie zuletzt etwa in Ludwigshafen geschehen - würden wohl ebenfalls durchgeführt. Es wird also viel Personal gebraucht - die Feuerwehr Reutlingen freut sich daher stets über Interessierte, die sich vorstellen können, ebenfalls in den Feuerwehrdienst einzutreten.

Alexander Thomys