Auch Frauen müssen bei der Feuerwehr zupacken - GEA vom 14.07.2012

 

LEUTE - Michaela Kreitmeir liebt die Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr: Die 24-Jährige ist seit gut zehn Jahren dabei

Auch Frauen müssen bei der Feuerwehr zupacken

 

Von Judith Knappe

REUTLINGEN. Blond, blaue Augen, jung und hübsch: Ihr Aussehen war für Michaela Kreitmeir nicht immer nur von Vorteil. Im Gegenteil: Vor zehn Jahren kam die 24-Jährige zum ersten Mal mit der Feuerwehr in Berührung - und musste sich von Anfang gegenüber den männlichen Kollegen beweisen. »Man muss als Frau in der Feuerwehr tough sein und sich durchsetzen können«, erinnert sich Kreitmeir an ihre Anfangszeit. Seit etwa acht Jahren ist sie jetzt bei der Freiwilligen Feuerwehr Reutlingen und hat sich ihren Platz erkämpft.

   
Vor allem die Technik bei der Feuerwehr begeistert Michaela Kreitmeir. FOTO: Judith Knappe
Die 24-Jährige wurde in Rheinland-Pfalz geboren und wuchs in Bayern auf. Zur Jugendfeuerwehr in Rosenheim brachte sie damals eine Freundin mit den Worten: »Komm doch mal mit, ich könnte weibliche Unterstützung gebrauchen.« Unter rund 15 Jungs war sie das einzige Mädchen - bis Michaela Kreitmeir mitkam. Diese Zahlenverhältnisse seien keine Seltenheit, bestätigt Kreitmeir. »Für meine Freundinnen wäre diese Arbeit nichts.« Ihren Mädels liegen andere Dinge - sie aber sei schon immer eher technisch-naturwissenschaftlich begabt und interessiert gewesen. Und gerade die Technik bei der Feuerwehr reizt Micha-ela Kreitmeir, die im Moment ihren Industriemeister macht, ganz besonders.

»Beweisen, dass man auch als Frau was drauf hat«
 

Neckereien und Hänseleien gab es damals regelmäßig - schließlich steckten alle in der Pubertät. »Das war für mich aber nie eine Männerbörse«, scherzt Kreitmeir und erzählt von einem guten Team, das nach und nach zusammengewachsen ist. »Man muss eben beweisen, dass man auch als Frau was drauf hat - man muss genauso mit anpacken wie die Männer.« Als dann im Alter von 18 Jahren die Entscheidung anstand, die Grundausbildung zu machen und in den aktiven Dienst einzutreten oder ganz aufzuhören, zögerte die junge Frau nicht einen Moment: »Es war keine Frage, dass ich definitiv weitermache.« Sie habe überhaupt nicht darüber nachdenken müssen, das war einfach klar.

Bei der Freiwilligen Feuerwehr Reutlingen Abteilung Stadtmitte hat Kreitmeir mittlerweile schon den Truppführerlehrgang absolviert, das bedeutet, dass sie zwei Mann führen darf. Als Nächstes steht der Lehrgang zum Gruppenführer an, dann darf sie ein Fahrzeug und damit acht Mann führen. »Da geht's dann richtig zur Sache«, sagt sie und weist auf die gesteigerte Verantwortung hin. »Da muss man schon wissen, was man tut.« Sie fühle sich sicher, es werde einem ja alles Nötige beigebracht - beispielsweise abzuwägen, ob ein brennendes Haus zum Betreten sicher ist, oder nicht.

»Gewisse Dinge, die typisch Frau sind, haben hier nichts zu suchen«
 

Ihre Entscheidung für die Feuerwehr hat sie trotz Vorurteilen und Anstrengungen nie bereut. Über so manche Anekdote muss sie heute noch schmunzeln. Ein Bekannter ihres Freundes beispielsweise fragte sie beim ersten Treffen ganz erstaunt: »Was? Du bist bei der Feuerwehr? Ich hab mir die Frauen dort immer als hässliche Entlein vorgestellt.« Bei der Feuerwehr dagegen hatte sie mit dem »Blond-und-blauäugig-Klischee« zu kämpfen. Davon hat sich Kreitmeir aber nicht unterkriegen lassen.

Sie findet Frauen bei der Feuerwehr richtig und wichtig. Ebenso findet sie es gut, dass aktiv um weibliche Mitglieder geworben wird. »Die Arbeit macht Spaß. Man arbeitet mit lauter Leuten zusammen, die ein Helfer-Syndrom haben.« Martina Maciejewski, eine Freundin von Michaela Kreitmeir, beispielsweise wollte sich unbedingt ehrenamtlich beteiligen. Kreitmeir nahm sie mit zur Feuerwehr - da ist Maciejewski bis heute, im Frühjahr hat sie ihre Grundausbildung abgeschlossen.

Eher fehl am Platz sind aber Frauen, die Einsätze verpassen, weil sie sich erst noch »richten« müssen. »Gewisse Dinge, die typisch Frau sind, haben hier einfach nichts zu suchen. Man darf keine Scheu haben, anzupacken und sich auch mal schmutzig zu machen«, sagt die 24-Jährige offen und ehrlich. Genauso ehrlich, wie sie erzählt, dass sie ihr Privatleben nicht nur nach dem ehrenamtlichen Dienst richtet. (GEA)