Einstzübung im Heinzelmann-Areal

Einstzübung im Heinzelmann-Areal

Das Heinzelmann-Areal in der Planie 22 ist ein Teil der Industriegeschichte Reutlingens. Das denkmalgeschützte Ensemble diente lange Zeit dem Theater Die Tonne als Spielstätte – seit dem Theaterneubau steht das weitläufige Industriegebäude größtenteils leer. Eine gute Gelegenheit für die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr, die Brandbekämpfung in einem Industriegebäude zu üben.

Industriegebäude wie das Heinzelmann-Areal stellen die Feuerwehren generell vor besondere Schwierigkeiten: Zum einen ist da die zumeist enge Bebauung, die nur wenig Spielraum für die Einsatzkräfte und Einsatzfahrzeuge lässt, zum anderen sind die Dimensionen oft völlig andere, als in klassischen Wohngebäuden. So zieht sich der Keller des Heinzelmann-Areals beispielsweise über rund 100 Meter unter dem ganzen Gebäude hindurch. Die Brandbekämpfung ist deshalb nicht einfach, gilt es doch, lange Schlauchleitungen zu verlegen, die durch das Eigengewicht des Wassers ein großes Gewicht mitbringen. Das Schlauchmanagement ist daher besonders wichtig: Mit Loops ist das Vorgehen leichter, auch sollte stets darauf geachtet werden, die Schlauchreserve vorausschauend zu verlegen, um zügig und sicher voran zu kommen.

Am Mittwochabend hatte die Abteilung Freiwillige Feuerwehr Sondelfingen eine Einsatzübung im Heinzelmann-Areal geplant und die Abteilung Freiwillige Feuerwehr Stadtmitte eingeladen, sich an der Einsatzübung zu beteiligen. Das Szenario: Ein Brand war im Keller des leerstehenden Industriegebäudes ausgebrochen, einige Personen wurden in dem Gebäude vermisst und hatten sich auf der Dachterrasse im Obergeschoss bemerkbar gemacht – um dann allerdings wieder außer Sicht zu verschwinden. Die ersteintreffenden Kräfte stellte die Abteilung Stadtmitte, die sich mit einer Drehleiter und einem Hilfeleistung-Löschgruppenfahrzeug an der Übung beteiligte. Beide Einsatzfahrzeuge der Abteilung Stadtmitte wurden im engen Innenhof des Heinzelmann-Areals in Stellung gebracht, wobei die Drehleiter umgehend zur Menschenrettung aufgestellt wurde. Da die Personen im Bereich des Dachgeschosses nicht mehr aufgefunden werden konnten, kletterten die Einsatzkräfte aus dem Korb der Drehleiter auf die Dachterrasse und suchten den rauchfreien Bereich des Obergeschosses ab, konnten dabei aber keine Personen feststellen. Die Besatzung des Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeuges baute die Wasserversorgung zu einem Hydranten auf und verlegte dabei die Schlauchleitung mittels einer der Haspeln. Anschließend rückte ein fünfköpfiger Trupp unter schwerem Atemschutz in das Gebäude vor, wobei nach der Stoßtrupp-Taktik für Industriegebäude vorgegangen wurde. Dabei geht der Atemschutztrupp zusammen mit einem Gruppenführer vor, der die Einsatzkräfte mittels einer Wärmebildkamera koordiniert.

Die Abteilung Sondelfingen schickte kurze Zeit später einen weiteren Stoßtrupp in das mittels Kunstnebel verrauchte Kellergeschoss vor, außerdem wurde durch die Abteilung Sondelfingen eine Atemschutznotfalleinheit gestellt, die im Notfall eingesetzt wird, um im Innenangriff verunglückte Feuerwehrleute in Sicherheit zu bringen. Die Drehleiter wurde gleichzeitig eingesetzt, um an der weitläufigen Fassade entlang die oberen Stockwerke zu kontrollieren. Durch die großen Fenster des Fabrikgebäudes und dank der Scheinwerfer der Drehleiter konnten so in kurzer Zeit große Flächen im Inneren des leerstehenden Gebäudes nach Personen abgesucht werden.

Übungsleiter Frank Wittel, Stellvertretender Freiwilliger Feuerwehrkommandant der Feuerwehr Reutlingen, der als Angehöriger der Abteilung Sondelfingen und als Gastausrücker bei der Abteilung Stadtmitte engagiert ist, lobte am Ende die Zusammenarbeit der beiden Abteilung bei der nicht alltäglichen Einsatzübung. „Vor allem die weiten Wegstrecken in Industriegebäude stellen eine besondere Herausforderung dar“, bilanzierte Wittel nach der Übung. Wichtig sei in solchen großen Gebäuden vor allem, die Schlauchleitung als Rückzugssicherung niemals zu verlieren. "Ansonsten ist eine Orientierung im verrauchten Bereich nahezu unmöglich", so Wittel weiter. Nach der kurzen Besprechung der Einsatzübung wurden die Einsatzfahrzeuge wieder einsatzbereit gemacht, ehe die Angehörigen beider Abteilungen im Sondelfinger Feuerwehrgerätehaus zu einem gemütlichen Abschluss zusammenkamen.

Die Abteilung Stadtmitte dankt für die Einladung zur gemeinsamen Übung und für die Organisation derselben durch die Übungsleitung!

Alexander Thomys / Haas / F. Wittel